Ihr wollt wissen, wo wir eigentlich herkommen und in wessen vertrauensvolle Hände ihr euch zu Pfingsten begebt? Unser Trainer erinnert sich an kurz nach früher und lässt euch an seiner Weisheit teilhaben.
Die Geschichte der Roten Hosen Ostberlin ist eine Geschichte voller Missverständnisse.
Also einiger, vielleicht auch einiger weniger Missverständnisse. Genaugenommen eigentlich nur eins – wir kommen gar nicht aus Ostberlin sondern, um präzise zu sein, aus Südostberlin. Ja, soviel Zeit muss sein.
Kurz nach dem Fall vom antifaschistischen Schutzwall (die korrekte Verwendung des Genitivs hätte mir den Reim versaut), brach der Manchester-Kapitalismus mit voller Wucht auch über unseren wunderschönen, im Südosten Berlins gelegenen Stadtbezirk Treptow-Köpenick wie eine der sieben biblischen Plagen herein. Mit anderen Worten, wir hatten plötzlich jede Menge Freizeit. Und was fängt man damit an? Genau, man macht Sachen, die man auch nicht kann, z.B. Fußball spielen.
Ein TV-Beitrag im 3.Programm des Westfernsehens lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die Deutsche Alternative Meisterschaft in eben dieser Sportart, und so machten wir uns 1993 erstmalig auf den Weg nach Aachen zu den Roten Nullen, um jede Menge Lehrgeld zu bezahlen und nicht Letzter zu werden.
Ein Mannschaftsname musste her. Da wir alle Fans der Toten Hosen waren – ist das noch Punkrock? – und der ehemalige VEB Forster Web- und Strickwaren jede Menge unverkäufliche Lagerbestände an rotem Arbeiterfahnenstoff hatte, lag es doch nahe, uns Rote Hosen zu nennen. Ja liebe schwärmenden Schwestern, unsere Frauen konnten noch nähen.
Taktisch waren wir der Zeit weit voraus. Bereits in den Neunzigern spielten wir mit einer hängenden Neun, hatten allerdings auch die lauffaule Zehn, die lahme Elf, die durchgeknallte Eins, die zugedröhnte Sieben, die besoffene Zwei, die besoffene Drei, die besoffene Vier, die besoffene Fünf, die besoffene Sechs, die besoffene Sieben und die leicht angetrunkene Acht. Im Festzelt machte uns keiner so leicht was vor, legendär der Wechselgesang mit den Balltänzern früh um vier mit Kampfliedern der Arbeiterklasse und russischen Volksliedern.
Und die Jahre zogen ins Land, meistens mit Platzierungen im hohen zweistelligen Bereich, aber immer mit viel Liebe und einem Grund zum Feiern. Unsere Kinder wurden größer und die Tabellenplätze kleiner, bis hin zum Meistertitel. Und nun organisiert unser Nachwuchs selbständig die DAM in Berlin. Wir Alten haben den Staffelstab übergeben und werfen nur noch ein wachsames Auge auf die „Kleinen“, aber man muss auch loslassen können.
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